Einen literarischen Blick auf die Döbritzer Schweiz und ihre Höhlen hat der aus Neustadt stammende Versandbuchhändler Uwe Lammla in einem Gedicht geworfen, das in seinem neuesten Buch "Tannhäuserland" zu finden ist.

(Foto: OTZ/Peter Cissek)

Dem Dichter auf der Spur

Uwe Lammla lädt zu einem literarischen Streifzug durch das Orlagau ein

Von OTZ-Redakteur
Peter Cissek

Neustadt. Es gibt Reiseführer, die verraten dem Leser, wo es den schönsten Ausblick gibt und welche Kneipe besonders urig ist. Davon gibt es unzählig viele, auch über Thüringen. Doch nicht überall im Grünen Herzen Deutschlands kann man einen li- terarischen Streifzug machen. Wenn, dann wandelt man meist auf den Spuren längst ver- storbener Dichter. Durch Weimar vielleicht. Das ist überhaupt das Problem: Im Land der Dichter und Denker gibt es viel zu wenig Nachfolger dieses Berufsstandes, die wie Goethe beim Osterspaziergang ihre Entdeckungen in Reimen niederschreiben. Reime, die nicht nur zum rezitieren im stillen Kämmerlein geeignet sind, sondern auf ihre Weise bei Wanderungen oder Spazier-gängen die Augen für die Natur und Bauwerke öffnen, die sogar ein Kunstgenuss bei der Rast auf der Bank am Waldesrand sind, hat Uwe Lammla verfasst. Der in Neustadt/Orla geborene Münchener Versandbuchhänd-ler hat nun mit „Tannhäuserland"

sein (wie er sagt) persönlichstes Buch herausgebracht.
Die Gedichtsammlung thematisiert die Heimat des 1984 in den Westen ausgereisten Dichters. Das handliche Buch beschreibt Wanderungen durch das Orlagau, der Saale entlang von der Quelle im Fichtelgebirge bis nach Weißenfels und auf dem Rennsteig von Hörschel bis Blankenstein. Dabei werden Naturschönheiten gepriesen, Mythen erzählt, Volksglaube und Überlieferung gedeutet und die Gegenwart teils heftig vom christlich-konservativen Standpunkt aus kritisiert.

In seiner Heimat, in die er im August dieses Jahres zurückkehren will, hat der Mann mit dem nicht alltäglichen Lebenslauf li- terarisch einen Blick auf das Rittergut Positz, das Orlagau und die Döbritzer Höhlen geworfen. „Bei Döbritz muß im Riffgestein/ So mancher Traum verborgen sein,/ Hier gruben in der Altsteinzeit/ Die Jäger ihre Zeichen ein.“ Lammla hat bereits mit 17 Jahren zu dichten begonnen und recht bald bemerkt, dass seine Stücke sich vom zeitge-

   

Uwe Lammla: Rittergut Positz


Vierseithof mit Herrensaal,
Torhaus, Brunnen, Scheunenschar,
In der Steigung vor dem Tal,
Wo viel Zeit zum Reifen war.

Wehrhaft, fest nach Klosterart
Trotzt das Bruchstein-Areal,
Das sich wie die Herde schart,
Wintern, reich an Frost und Zahl.

Doch das Land entfloh dem Gut,
Ritter galten als verstaubt,
Mit den Herren ging der Mut,
Bis der Sturm die Ziegel raubt.
Doch solang es Männer gibt,
Die Verfall und Fäulnis schmerzt,
Auch ein Arm die Mauern liebt
Richtet und erhält beherzt.

So geschehn vor dutzend Jahr,
Mancher meint, er sei verrückt,
Junger Mann mit langem Haar
Fach mit Ziegelstein bestückt.

Stiegen, Stuben, Fensterfront,
Neuert, der die Zeugen schont,
Wenn man schaut, was er gekonnt,
Weiß man, daß das Erbe lohnt.

nössisch üblichen unterscheiden. Mittlerweile liegen 14 Gedicht-sammlungen vor. Der Digitaldruck habe es ermöglicht, dass Anfang 2008 alle Werke in neun Bänden beim Engelsdorfer Verlag in Leipzig aufgelegt werden. „Die früher geduckten Bücher sind in meinem eigenen Verlag erschienen. Einen anderen habe ich nicht finden können, obwohl ich als Buchhändler gute Kontakte in der Branche habe und auch weiß, worauf es für einen Verleger ankommt“, schreibt der Dichter auf seiner Homepage www.lammla.de. Wie sehr er dagegen von Lesern geschätzt wird, zeigt ein Eintrag einer Münchener Biblio- thekarin in seinem Online-Gästebuch: „Uwe Lammla ist für mich ein wahrer Meister der Poetik und sein ganzes Werk beweist, dass nach Auschwitz in Deutschland sehr wohl noch Gedichte geschrieben werden können. Dieses Land hat eine große kulturelle Tradition und Lammla knüpft nahtlos daran an.“
Uwe Lammla: Tannhäuserland. Gedichte. Seiten, Engelsdorfer Verlag, ISBN 3-86703-645-4.