(Foto: OTZ/Peter Cissek)
Neustadt. Es gibt Reiseführer, die verraten dem Leser, wo es den schönsten Ausblick gibt und welche Kneipe besonders urig ist. Davon gibt es unzählig viele, auch über Thüringen. Doch nicht überall im Grünen Herzen Deutschlands kann man einen li- terarischen Streifzug machen. Wenn, dann wandelt man meist auf den Spuren längst ver- storbener Dichter. Durch Weimar vielleicht. Das ist überhaupt das Problem: Im Land der Dichter und Denker gibt es viel zu wenig Nachfolger dieses Berufsstandes, die wie Goethe beim Osterspaziergang ihre Entdeckungen in Reimen niederschreiben. Reime, die nicht nur zum rezitieren im stillen Kämmerlein geeignet sind, sondern auf ihre Weise bei Wanderungen oder Spazier-gängen die Augen für die Natur und Bauwerke öffnen, die sogar ein Kunstgenuss bei der Rast auf der Bank am Waldesrand sind, hat Uwe Lammla verfasst. Der in Neustadt/Orla geborene Münchener Versandbuchhänd-ler hat nun mit „Tannhäuserland"
sein (wie er sagt)
persönlichstes Buch herausgebracht. | In seiner Heimat, in die er im August dieses Jahres zurückkehren will, hat der Mann mit dem nicht alltäglichen Lebenslauf li- terarisch einen Blick auf das Rittergut Positz, das Orlagau und die Döbritzer Höhlen geworfen. „Bei Döbritz muß im Riffgestein/ So mancher Traum verborgen sein,/ Hier gruben in der Altsteinzeit/ Die Jäger ihre Zeichen ein.“ Lammla hat bereits mit 17 Jahren zu dichten begonnen und recht bald bemerkt, dass seine Stücke sich vom zeitge- |
Uwe Lammla: Rittergut Positz | |||
Vierseithof mit Herrensaal, Torhaus, Brunnen, Scheunenschar, In der Steigung vor dem Tal, Wo viel Zeit zum Reifen war. Wehrhaft, fest nach Klosterart Trotzt das Bruchstein-Areal, Das sich wie die Herde schart, Wintern, reich an Frost und Zahl. Doch das Land entfloh dem Gut, Ritter galten als verstaubt, Mit den Herren ging der Mut, Bis der Sturm die Ziegel raubt. |
Doch solang es Männer gibt, Die Verfall und Fäulnis schmerzt, Auch ein Arm die Mauern liebt Richtet und erhält beherzt. So geschehn vor dutzend Jahr, Mancher meint, er sei verrückt, Junger Mann mit langem Haar Fach mit Ziegelstein bestückt. Stiegen, Stuben, Fensterfront, Neuert, der die Zeugen schont, Wenn man schaut, was er gekonnt, Weiß man, daß das Erbe lohnt. |
nössisch
üblichen unterscheiden. Mittlerweile liegen 14 Gedicht-sammlungen vor. Der Digitaldruck habe es ermöglicht, dass Anfang
2008 alle Werke in neun Bänden
beim Engelsdorfer Verlag in
Leipzig aufgelegt werden. „Die
früher geduckten Bücher sind in
meinem eigenen Verlag erschienen. Einen anderen habe ich
nicht finden können, obwohl ich
als Buchhändler gute Kontakte in
der Branche habe und auch weiß,
worauf es für einen Verleger ankommt“, schreibt der Dichter auf
seiner Homepage www.lammla.de. Wie sehr er dagegen von
Lesern geschätzt wird, zeigt ein
Eintrag einer Münchener Biblio-
thekarin in seinem Online-Gästebuch: „Uwe Lammla ist für mich
ein wahrer Meister der Poetik
und sein ganzes Werk beweist,
dass nach Auschwitz in Deutschland sehr wohl noch Gedichte geschrieben werden können. Dieses Land hat eine große kulturelle
Tradition und Lammla knüpft
nahtlos daran an.“
Uwe Lammla: Tannhäuserland. Gedichte. Seiten, Engelsdorfer Verlag,
ISBN 3-86703-645-4.